ALFONS PAQUET – Lebensstationen

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PREUSSISCHE AKADEMIE

Fast genau ein Jahr nach seinem 50. Geburtstag erreichte Paquet die Mitteilung, daß er in der Sitzung vom 2. Februar zum Mitglied der Sektion für Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste gewählt worden war. Damit hatte er den Zenit gesellschaftlicher Reputation in seinem Leben erreicht.

Mit der Wahl in die Dichterakademie gehörte er zu den vielbeneideten Mitgliedern einer umstrittenen und angefeindeten Institution, um die damals literarische Grabenkämpfe tobten. In den Auseinandersetzungen in und um die Sektion für Dichtkunst kulminierte die Konfrontation zwischen „Asphaltliteraten“ und „Landschaftsdichtern“ und spätestens seit 1931 identifizierte man die Sektion mit dem neuen Vorsitzenden Heinrich Mann endgültig als liberal und republiktreu.

Am 5. Mai hielten die neuen Mitglieder ihre Antrittsreden bei einer öffentlichen Festsitzung der Akademie. Unter dem Titel Der Weg eines Schriftstellers gab Paquet hier einen autobiographischen Abriß seiner Jugend und großen Reisen, verortete sich selbst geographisch und intellektuell vor dem Hintergrund des alten Reichs als Mensch des Westens, der aber wisse, daß das Schicksal aus dem Osten komme. Seiner Position als „rheinischer“ Dichter gab er mit der Abgrenzung Ausdruck, einer Preußischen Akademie dürfe er nicht als „einer der Gläubigen des friederizianischen Staates“ angehören. Er forderte von der Akademie, „nicht zähmbar durch die goldnen Haferkörner“ zu sein und „mit zensorischem Mut an den Geist jenes friedlosen Ungeheuers“ Staat heranzutreten. Paquet konnte nicht ahnen, daß sich das Pathos solcher Formeln binnen Jahresfrist in der Realität beweisen mußte.

Wie ernst Paquet seine großen Worte nahm, zeigte sich ein knappes Jahr später, im Frühjahr 1933, als er in letzter Minute versuchte, unter den demokratisch gesinnten Mitgliedern der Dichtersektion Widerstand gegen die „Säuberung“ der Akademie zu organisieren. Seine Bemühungen waren erfolglos und blieben bis heute schlicht unbekannt, und so gehört er zu den vergessenen Akademiemitgliedern, in den einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten bleibt er eine blasse Randfigur. Aber auch wenn er in der kurzen Zeit seiner Mitgliedschaft kein wirkliches Profil entwickeln konnte, kann man doch sagen, daß mit Paquet ein Autor in die Akademie gekommen war, der vorbehaltlos und offensiv bereit war, den republikanischen Kurs Heinrich Manns mitzutragen. Dies erscheint umso deutlicher vor dem Gegenbeispiel der beiden zeitgleich neu hinzugewählten Mitglieder Gottfried Benn und Rudolf Binding, wovon der eine sich zum Erfüllungsgehilfen der Gleichschaltung machen ließ und der andere das typische Beispiel eines willfährigen Opportunisten abliefern sollte.

Auf einer Sitzung Ende Mai 1932, wohl der einzigen, an der er persönlich teilnahm, regte Paquet, wie es im Protokoll hieß, „angesichts der Roheit der politischen Diskussionen“ in Deutschland eine Stellungnahme der Akademie an. An Heinrich Mann schrieb er damals: „Es wird wohl unmöglich sein, ihn (den Entwurf der Stellungnahme) im Namen der ganzen Akademie zu erlassen. Ich zweifle ob die Sektion sich zu einer einheitlichen Gutheissung einer solchen oder ähnlichen Erklärung bereit finden wird. Doch man sollte es gewiss versuchen. Seien sie versichert, dass ich (in) dem Kampf, der unter Umständen nötig sein wird, hinter ihnen stehe.”

 

Paquet liest im Radio

Paquet liest im Radio

 

Einladung zum Frühstüch mit Oberbürgermeister Landmann

 

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